üppige Pflanzenwelt verbreitet, wird in der Nähe dieser Menschennester durch Zeigen, daß sie bewohnt,
abscheulich verdorben. Im[m]er steiler abwärts an einem Bächlein geht’s einer weiteren Häusergruppe zu die
schon etwas fester und aber nicht reinlicher aussieht, ein großer Feigenbaum, dessen 9 Zoll dicke Wurzeln eine
Mauer gesprengt hält Wache an einer Gasse, die so breit, daß ein Karren eben durch kann und ist diese hohle
Gasse mit all ihrem Dufft durchschritten, dann kommt am Eck, um das gebogen werden muß, ein Brunnen
an dem beständig Weiber im Hemd und Unterrock und kleinem Brusttuch wäscht, während ihre Kleinen im
Brunnen oder Straßenenkoth sich belustigen. Sonn und Festtage ist das Bild anders, da sitzt auf vielen
der Freitreppen die ganze Famielie, auf der untersten Stufe das kleinste Glied, trepp auf die größern
und untersuchen ihre schwarzen Haare nach Innsassen; andere Familien sind mit diesen Jagdvergnügen
fertig und bereiten ihre Häupter zum Sonntagsstaat. Hier ist eben alles Natürliche natürlich
Wenn ich mit einiger Achtsamkeit all diese Natürlichkeiten hinter mir gebracht, trete ich in
eine hohe schattige breite Weinlaubenstrasse der ersten kultivirten Massa‘s, und nun geths durch
breite mit hohen Gartenmauern und Villen eingefassten Weg, überall ragen die größten
Citronen Bäume über die Weingeländer, dem Thon der Stadt zu. Unter Wegs kommt man durch
ein Mauerthor in den Wochenmarkt, der alle Dienstag, und ist da nur sehr schönes Harxxx zu Kxx,
was mir stehts viel Freude macht. Eigen ist es wie der sonst lebhafte Italiener hier bedächtig
den Verkauf betreibt. Massa ist eine reinliche, gut gebaute, italienische Stadt, breite Straßen
schöne Plätze, man sieht, daß es eine Residenz war, sogar noch neben dem großen Schlosse, noch
viele Palastähnliche Bauten. Das Schloß nimmt die eine Seite des Platzes davor ein, der im Viereck
mit einer Citronen Allee umpflanzt ist, in Mitte eine Fontaene, ein Obeliks auf Löwenstützen
darum 4 Löwen, die in Becken Wasserspeien; die Löwen sind wohl 8 F lang und sehr schön vom
Meister Isola in Marmor ausgeführt, die Fontana ist fertig, die Löwen aber noch nicht auf=
gestellt. Eine Eigenheit, die alle italienischen Stücke haben, zeigt sich auch hier; die Häuser werden
gut, meist mit Luxus aufgeführt, aber nie nachgebessert, so daß man an ihrem Ruin ihr Alter
erkennen kann. – Sonntag – Heute bleibe ich oben um endlich zum ruhigen Schreiben,
zu kommen. In der Stadt arbeite ich in der Akademie der Künste, unter wilder italischer Jugend,
an der Wiederherstellung meiner Amor und Psyche Gruppe von Früh 7 bis 3, so fleißig wie ich noch
nie geschanzt; es ist eine riesige Arbeit, da ich alles daran verbessert und verändert habe – es wird diese
Gruppe wohl meine letzte größere Arbeit sein, deßhalb soll sie auch mir möglichst gut werden; ich bin nun
in wenig Tagen damit fertig und suchen wir nun den Marmor dafür, den schönsten der zu finden, die Gruppe
wird in 2 Stücke gemacht und kostet der Marmor an 3,000 Lire; es ist etwas kühn in meinem Alter noch
ein solch Werk zu beginnen; ich habe aber das Gypsmodell so weit ausgeführt, daß gute Marmorarbeiter
es gut darnach ausführen können und ist mein Freund der Professor Isola ein strenger Künstler und die die
die Ausführung machen werden sind seine Schüler und sind sehr geschickt und scheint mir freuen sich auf diese Arbeit
Armor schläft halb liegend sitzend auf einem sehr reichen Ruhebette mit reich faltiger Decke und neben ihm
steht Psyche ihn mit der Lampe beglückend, seine Schöne erblickend hat sie freudig zurückschreckend den Dolch fallen
lassen mit dem sie das vermeindliche Ungeheuer ermorten wollte. Ich habe das Ganze nicht so zimperlich üppig
aufgefaßt wie andere, sondern strenger mich an den Sinn der Mithe haltend. Es sind nun 50 Jahre, daß ich die
Gruppe modellirt und bin wie damals gleichen Kunstsinnes. – Nach 3 steige ich Bergauf meist mit Isola und
seinem 7 Jahre alten Enkel einem lieben Jungen; um hinauf zu kommen kostet es bei Sonnenschein manch Schweißtropfen
wir machen dann an schattigen Stellen Rast und sind in einer guten halben Stunde oben. Um 4 ½ wird gegessen,
nachher ½ Stündchen geruth und bis zum Abend geschnackt um 9 trinkt Lina und Ernesto Thee und – gute Nacht!
Lina schnackt italienisch in einer von ihr erfundenen Art, oft zu großer Belustigung, sie wird aber immer vom
abscheulich verdorben. Im[m]er steiler abwärts an einem Bächlein geht’s einer weiteren Häusergruppe zu die
schon etwas fester und aber nicht reinlicher aussieht, ein großer Feigenbaum, dessen 9 Zoll dicke Wurzeln eine
Mauer gesprengt hält Wache an einer Gasse, die so breit, daß ein Karren eben durch kann und ist diese hohle
Gasse mit all ihrem Dufft durchschritten, dann kommt am Eck, um das gebogen werden muß, ein Brunnen
an dem beständig Weiber im Hemd und Unterrock und kleinem Brusttuch wäscht, während ihre Kleinen im
Brunnen oder Straßenenkoth sich belustigen. Sonn und Festtage ist das Bild anders, da sitzt auf vielen
der Freitreppen die ganze Famielie, auf der untersten Stufe das kleinste Glied, trepp auf die größern
und untersuchen ihre schwarzen Haare nach Innsassen; andere Familien sind mit diesen Jagdvergnügen
fertig und bereiten ihre Häupter zum Sonntagsstaat. Hier ist eben alles Natürliche natürlich
Wenn ich mit einiger Achtsamkeit all diese Natürlichkeiten hinter mir gebracht, trete ich in
eine hohe schattige breite Weinlaubenstrasse der ersten kultivirten Massa‘s, und nun geths durch
breite mit hohen Gartenmauern und Villen eingefassten Weg, überall ragen die größten
Citronen Bäume über die Weingeländer, dem Thon der Stadt zu. Unter Wegs kommt man durch
ein Mauerthor in den Wochenmarkt, der alle Dienstag, und ist da nur sehr schönes Harxxx zu Kxx,
was mir stehts viel Freude macht. Eigen ist es wie der sonst lebhafte Italiener hier bedächtig
den Verkauf betreibt. Massa ist eine reinliche, gut gebaute, italienische Stadt, breite Straßen
schöne Plätze, man sieht, daß es eine Residenz war, sogar noch neben dem großen Schlosse, noch
viele Palastähnliche Bauten. Das Schloß nimmt die eine Seite des Platzes davor ein, der im Viereck
mit einer Citronen Allee umpflanzt ist, in Mitte eine Fontaene, ein Obeliks auf Löwenstützen
darum 4 Löwen, die in Becken Wasserspeien; die Löwen sind wohl 8 F lang und sehr schön vom
Meister Isola in Marmor ausgeführt, die Fontana ist fertig, die Löwen aber noch nicht auf=
gestellt. Eine Eigenheit, die alle italienischen Stücke haben, zeigt sich auch hier; die Häuser werden
gut, meist mit Luxus aufgeführt, aber nie nachgebessert, so daß man an ihrem Ruin ihr Alter
erkennen kann. – Sonntag – Heute bleibe ich oben um endlich zum ruhigen Schreiben,
zu kommen. In der Stadt arbeite ich in der Akademie der Künste, unter wilder italischer Jugend,
an der Wiederherstellung meiner Amor und Psyche Gruppe von Früh 7 bis 3, so fleißig wie ich noch
nie geschanzt; es ist eine riesige Arbeit, da ich alles daran verbessert und verändert habe – es wird diese
Gruppe wohl meine letzte größere Arbeit sein, deßhalb soll sie auch mir möglichst gut werden; ich bin nun
in wenig Tagen damit fertig und suchen wir nun den Marmor dafür, den schönsten der zu finden, die Gruppe
wird in 2 Stücke gemacht und kostet der Marmor an 3,000 Lire; es ist etwas kühn in meinem Alter noch
ein solch Werk zu beginnen; ich habe aber das Gypsmodell so weit ausgeführt, daß gute Marmorarbeiter
es gut darnach ausführen können und ist mein Freund der Professor Isola ein strenger Künstler und die die
die Ausführung machen werden sind seine Schüler und sind sehr geschickt und scheint mir freuen sich auf diese Arbeit
Armor schläft halb liegend sitzend auf einem sehr reichen Ruhebette mit reich faltiger Decke und neben ihm
steht Psyche ihn mit der Lampe beglückend, seine Schöne erblickend hat sie freudig zurückschreckend den Dolch fallen
lassen mit dem sie das vermeindliche Ungeheuer ermorten wollte. Ich habe das Ganze nicht so zimperlich üppig
aufgefaßt wie andere, sondern strenger mich an den Sinn der Mithe haltend. Es sind nun 50 Jahre, daß ich die
Gruppe modellirt und bin wie damals gleichen Kunstsinnes. – Nach 3 steige ich Bergauf meist mit Isola und
seinem 7 Jahre alten Enkel einem lieben Jungen; um hinauf zu kommen kostet es bei Sonnenschein manch Schweißtropfen
wir machen dann an schattigen Stellen Rast und sind in einer guten halben Stunde oben. Um 4 ½ wird gegessen,
nachher ½ Stündchen geruth und bis zum Abend geschnackt um 9 trinkt Lina und Ernesto Thee und – gute Nacht!
Lina schnackt italienisch in einer von ihr erfundenen Art, oft zu großer Belustigung, sie wird aber immer vom