In T. nehmen wir Wohnung im Hotel de l Europe am Piazza de Castello – wieder
Hotelleben wie überall. Turin ist schön aber langweilig wie jede Stadt in der alle
Straßen in rechten Winkeln sich kreuzen. Viele schöne Monumente; schönes Volk, viel
lermend Leben in der Kunstsammlung wenig Gutes. Turin machte mir keinen großartigen
Eindruck, im Gegentheil den einer sehr langweiligen Stadt. Tags darauf gieng um Mittag
weiter gen Genua. Der Weg wird erst in der Nähe Genuas schön.
Gen Abend wollten wir durch einen langen Tunnel bis fast in die Mitte der Genova superba
Vor uns über und am Palazzo Doria das weite Meer und der mit Schiffe gefüllte Seehafen.
Wir ließen uns im Hotel de la Ville ein Zimmer geben von dem wir den ganzen Hafen und die
halbe Stadt übersehen konnten. Herrllich! herrlich! wir waren endlich in Italien. Das
Hotelleben war ungenierter und der Italiener auf den Strassen echt italienisch – im Hause
Deutsche – Wir giengen noch auf der kleinen Molo und ließen uns von der Brandung abkühlen
nach Tisch 6 Uhr liefen wir noch in die Straße Balbi unters Volk und hatte Lina zuerst
Freude am ihr ganz Neuen; die großen schönen Paläste, das ihr ganz neue fremde Leben des
vornehmen und niederen Volkes, alles machten sie selbst lebendig und wir schlenderten bis ins
Dunkelwerden herum und dann blieben wir noch bis zur Nacht auf unsern Balcon sitzend und
sahen uns das weite Meer und den klaren Sternenhimmel an. Tag darauf liefen wir in der
Stadt und im Pallast Doria herum, Straß auf und ab giengs von einer Kirche zur andern und wir
saßen wieder am Abend vor dem großartigen Bilde. Der Himmel hatte sich bewölkt und doch
war es schön. Des nächsten Tags giengen wir hinauf in den Giadino publico, trafen dort
einen Wiener :/ wohl Offiziro gewesen /: er war 2 mal unser Tischnachbar und blieben dort eben
an 3 Stunden. Der Garten liegt oberhalb Genova und überschaut man dort die ganze Landschaft
mit der Stadt, der Garten selbst ist sehr schön und reich mit Bäumen und Südpflanzen und Blumen
ausgestattet. Von dort ist eins der schönsten Bilder die ich je gesehen, großartig an die
Felsenberge hingebaut liegt die reiche Stadt um den schönen großen, mit Schiffen bedeckten
Seehafen darüber hin, über all diese Menschenherrlichkeit das weite glänzende Meer. Wir
nahmen um Mittag Abschied von dieser Herrlichkeit und eilten zum Bahnhof wo wir bald hierher
weiter fuhren. Das Calumbus Denkmal am Bahnhof ohnweit des Hauses in dem Col: gelebt
ist sehr reich und schön. Der Italiener weiß zu ehren und sind die Denkmäler stets auch ent=
sprechend mit Anlagen umgeben. Hierher gings immer am Meeresufer durch sehr
viele Tunnels und kamen wir in 3 Stunden an. In einer nur noch italischen Locanta
kehrten wir ein :/ is keine andre mehr / und befanden uns in ihr trotz Allem meiner Frau neuen
ganz gut. Eine komische Scene brachte uns das Rößlein, das uns vom Bahnhof herbrachte; als
es an die Stadt kam, wollte es durchaus in seinen nahen Stall und nur mit Mühe konnte es unser
Rosselenker in die Stadt bringen. Am Morgen suchte ich meinen Freund Isola in der
Academia di belle arte, alwo er Professor ist auf und mußten wir sogleich unser Locanta